Der zweijährige Theo bringt seine Eltern mit seinen Wutanfällen oft zum Verzweifeln. Zwei bis drei Mal am Tag rastet er aus. Die Anlässe sind für seine Eltern meistens nichtig oder unerklärbar. Er will einfach nicht so, wie sie wollen. Wenn er zum Beispiel angezogen werden muss, will er weiter spielen. Er wirft dann die Spielsachen in seinem Zimmer herum, wälzt sich auf dem Boden, schlägt und tritt mit Fäusten und Füßen gegen die Wand oder die Tür und schreit. Wenn seine Eltern ihn beruhigen wollen, schlägt Theo auch sie. Ähnliche Situationen erlebt Theos Familie beim Essen, z.B. wenn er erfolglos versucht, sein Lätzchen selbst anzuziehen und seine Eltern ihm dabei helfen wollen, oder wenn auf dem Teller nicht das gewünschte Essen liegt. Auch beim Einkaufen haben seine Eltern oft Konflikte mit ihm: Theo wirft dann verschiedene Lebensmittel in den Einkaufwagen und kocht vor Wut, wenn seine Eltern diese wieder wegnehmen. Beim Zähneputzen rastet er täglich aus, wenn seine Eltern die Zähne nachputzen wollen. Besonders schwierig ist es abends, wenn er ins Bett gehen soll. Nach langwierigen Ritualen und Geschrei schläft Theo auf dem Arm seiner Mutter ein. Immer wenn Theo seine „Ausraster“ bekommt, werden seine Eltern nach wenigen Minuten so wütend, dass sie fast schon Angst vor sich selbst bekommen.
Trotzen – ein entwicklungsbedingtes Phänomen
Bei fast allen Kindern ist das Trotzen ein normales und vorübergehendes Phänomen. Die Spanne des Auftretens von Trotz ist sehr groß und kann sich vom 15. Lebensmonat bis zum sechsten Lebensjahr erstrecken. Zum Trotzverhalten gehören auch entwicklungsangemessene körperliche und verbale Aggressionen, wie z.B. Beißen, Kratzen, Treten, Schubsen, Schlagen, an den Haaren ziehen etc. Diese Aggressionen sind bei Jungen und Mädchen Bestandteil einer normalen Entwicklung. Auch Trotzanfälle wie die von Theo gehören in diesem Alter zum normalen Verhaltensspektrum eines Kindes. Die zeitliche Dauer eines Trotzanfalls unterscheidet sich von Kind zu Kind. Manchmal ist es nach 30 Sekunden vorbei und manchmal auch erst nach fünf Minuten oder später. Dieses aggressive Verhalten nimmt gewöhnlich bei den meisten Kindern, sowohl in Frequenz als auch in Intensität, ab dem vierten Lebensjahr ab.
Auslösesituationen
Auslösesituationen
Kinder, die in die Trotzphase kommen (ab ca. anderthalb Jahren) haben einen sehr großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Sie haben Laufen gelernt und können sich eigenständig bewegen. Sie sind neugierig auf die Welt und entdecken sehr schnell, dass sie einen eigenen Willen haben. Am liebsten würden sie alles ausprobieren und zwar ohne Hilfe. Die Eltern stellen aber (meist aus Sicherheitsgründen) Regeln und Verbote auf. Bei der Trotzphase handelt es sich daher um alltägliche Konflikte zwischen kindlichem Wunsch (Ich-Gefühl) und elterlichen Absichten (Abhängigkeit).
Wie bei Theo schwanken Kinder im Trotzalter zwischen „Ich kann und will“ und der Erfahrung „Ich kann eben noch nicht (alles), bzw. ich kann noch nicht so, wie ich es gerne will/möchte“. Obwohl der kleine Theo schon vieles kann und will, wird er manchmal in seinem Vorhaben von den Eltern gestört, z.B. wenn er statt sich anzuziehen lieber spielen will. Manchmal merkt Theo auch, dass er sich in seinem Vorhaben übernommen hat und ist von sich selbst enttäuscht, wie z. B. beim Anziehen seines Lätzchens. In diesen Situationen prallen seine Wünsche und die Ideen seiner Eltern aufeinander. Seine Bedürfnisse werden nicht erfüllt und er ist frustriert. Seine Frustration teilt Theo ungefiltert mit, da er seine Gefühle noch nicht kontrollieren und diese auch nicht in Worten ausdrücken kann.
Wie können Eltern ihren Kinder bei Wutanfällen helfen?
Wie bei Theo schwanken Kinder im Trotzalter zwischen „Ich kann und will“ und der Erfahrung „Ich kann eben noch nicht (alles), bzw. ich kann noch nicht so, wie ich es gerne will/möchte“. Obwohl der kleine Theo schon vieles kann und will, wird er manchmal in seinem Vorhaben von den Eltern gestört, z.B. wenn er statt sich anzuziehen lieber spielen will. Manchmal merkt Theo auch, dass er sich in seinem Vorhaben übernommen hat und ist von sich selbst enttäuscht, wie z. B. beim Anziehen seines Lätzchens. In diesen Situationen prallen seine Wünsche und die Ideen seiner Eltern aufeinander. Seine Bedürfnisse werden nicht erfüllt und er ist frustriert. Seine Frustration teilt Theo ungefiltert mit, da er seine Gefühle noch nicht kontrollieren und diese auch nicht in Worten ausdrücken kann.
Wie können Eltern ihren Kinder bei Wutanfällen helfen?
Es ist wichtig für die Eltern zu verstehen, dass das Trotzverhalten ihres Kindes keine Ablehnung ihrer selbst bedeutet und dass sein aggressives Verhalten nicht gegen sie gerichtet ist. Das Kind hat Schwierigkeiten, die Situation zu meistern und kann sich dabei einfach noch nicht anders verhalten. Das soll es mit Hilfe seiner Eltern ja erst noch lernen.
Weil die Wut des Kindes sich auf die Eltern übertragen kann, ist es besonders wichtig, dass Eltern in der Konfliktsituation versuchen, die Ruhe zu bewahren. Eltern haben bei einem Trotzanfall die Aufgabe, den Kindern ihre Emotionen zu spiegeln und zu benennen, damit sie lernen können ihre Bedürfnisse besser zu artikulieren und ihre Emotionen zu regulieren („Ich verstehe, dass dich das gerade wütend macht!“ „Ich sehe, du bist richtig sauer“). Sie sollen ihren Kindern zeigen, wie sie ihre Wut anders äußern können und sie können dafür ein alternatives Verhalten anbieten wie z.B. „Du kannst deine Wut zum Fenster rausbrüllen, oder ganz tief in den Boden stampfen.“
Selbstverständlich sollen Eltern auch dabei Grenzen aufzeigen, ein aggressives Verhalten gegenüber anderen sollte sofort angesprochen werden: „Nein, Theo, ich will nicht, dass du mich schlägst. Das tut mir weh!“. Wenn der Wutanfallnachlässt, sollten Eltern in der Lage sein, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieb haben. Ein trotzendes Kind muss die Erfahrung machen, auch bei wütenden und unkontrollierten Gefühlen und Verhaltensweisen von seinen Eltern angenommen und geliebt zu werden.
Psychologische Beratung – wann nötig?
Psychologische Beratung – wann nötig?
Psychologische Beratung ist dann notwendig, wenn die gemeinsamen positiven und glücklichen Momente zwischen Eltern und Kind in den Hintergrund treten und die negativen Erfahrungen das Familienleben und die Eltern-Kind-Beziehung verfärben bzw. belasten.
Wenn Eltern in unsere Praxis kommen und Hilfe im Umgang mit Wutanfällen suchen, können sie gemeinsam mit Therapeut/innen beziehungs- und entwicklungsfördernde Lösungen erarbeiten. Hier geht es zunächst einmal um die Feststellung der Umstände, unter denen das Kind mit Trotzen reagiert: Anlässe, Auslöser, Form und Ort des aggressiven Verhaltens sowie die Hypothesen der Eltern und ihre Reaktionen. Wenn die Umstände und auch die Bedürfnisse, die das Kind in der Trotzsituation zum Ausdruck bringen möchte, klar sind, werden notwendige Veränderungen in der Interaktion zwischen Eltern und Kind besprochen und später auch eingeübt. Hierzu ist der Einsatz von Videoaufnahmen von Spielszenen zwischen Eltern und Kind sehr hilfreich. Videoaufnahmen und die gemeinsame Auswertung der Videoszenen bieten Eltern die Möglichkeit, bewusst auf funktionale und dysfunktionale Interaktionen mit ihrem Kind zu achten. Durch die Analyse der Eltern-Kind-Interaktionen werden Eltern für die kindlichen Signale sensibilisiert und dadurch in ihrer elterlichen Feinfühligkeit gefördert. Bei dysfunktionalen Interaktionen wird die Familie in der Lösungsfindung aktiv unterstützt, z.B. bei der Aneignung von freundlichen und klaren Grenzsetzungsalternativen, bei der Anleitung von prosozialem Verhalten, beim Abbau von harschem, verbal oder psychisch disziplinierendem Verhalten, bei der Förderung des kindlichen Empfindens von Selbstwirksamkeit und bei der Stärkung des elterlichen Selbstwertgefühls.
Die Vermittlung von allgemein entwicklungspsychologischem Wissen über Bedürfnisse, Kompetenzen und Ausdrucksverhalten von Kindern sowie die Förderung einer liebevoll-konsequenten Eltern-Kind-Beziehung ist uns hierbei besonders wichtig.