Eingewöhnung in der KiTa, im Kindergarten oder bei der Tagesmutti – wenn das Loslassen schwer fällt

Kindergarten
Alle Eltern kennen dieses beklemmende Gefühl, wenn es zum ersten Mal heißt, das eigene Kind eine fremden Menschen anzuvertrauen – sei es die KITA, sei es die Tagesmutti oder auch „nur“ die Oma, bei der es übernachten soll. Ich habe viel gezweifelt ob es das Richtige ist, mein Kind in „fremde“ Hände zu geben. Ja es hat mich um so manche Nacht gebracht.
Berufstätig – wer betreut das Kind?
Wir sind beide berufstätig und da blieb uns keine andere Wahl als eine Entscheidung zu treffen zwischen Kindergarten bzw. KiTa oder Tagesmutter. Schnell war für uns klar, dass wir es bevorzugten, unser Kind nur ein Mal einzugewöhnen (also KiTa/Kindergarten anstatt mehrere Tagesmütter auszuprobieren) und ihm zugleich den Kontakt zu vielen anderen Kindern zu ermöglichen.
Fragen und Sorgen: Ist mein Kind gut aufgehoben?
Der erste Tag der Eingewöhnung rückte immer näher und meine Bauchschmerzen wurden immer stärker. Unzählige Fragen kamen wieder in mir auf… Ist sie schon bereit für den Kindergarten? Bin ich dafür schon bereit? Wird sie da ordentlich versorgt? Was ist, wenn sie mal krank wird? Mag sie die Betreuer und die anderen Kinder? Ist das pädagogische Konzept auch gut? Und so weiter, und so weiter… Jede Kleinigkeit wälzte ich in Gedanken hin und her.
Der erste Tag der Eingewöhnung
Endlich war es so weit, der erste Tag im Kindergarten war da. Und wie sollte es anders sein, mein Kind hatte wie auch ich sehr schlecht geschlafen, somit war mir klar, dass sie heute erst recht nicht von meiner Seite weichen würde. Kaum vorstellbar, dass sie an diesem Tag ohne mich in der KiTa bleiben würde und sei es noch so kurz! Sollten wir es doch verschieben? Ich überlegte, die KiTa anzurufen und abzusagen. Doch eigentlich war mir klar: Nein, wir müssen da jetzt durch. Und siehe da – der erste Tag und auch die folgenden verliefen ganz unproblematisch. Die KiTa ermöglichte ein nettes, offenes Zusammenspiel zwischen Erzieherin, Mama und Kind. Meine Kleine konnte sich an das neue Umfeld und die Erzieherinnen gewöhnen während ich als sicherer Halt noch dabei war.
Wenn der Abschied trotzdem schwer fällt
Bald war es aber an der Zeit, mein Kind auch mal alleine für ein paar Minuten zu lassen und es brach mir das Herz. Sie hat so bitterlich geweint, wenn ich ging, dass ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Aber es musste doch sein, oder? Es wird schon bald besser werden, sagte ich mir und kämpfte selbst mit den Tränen. Aber nein, von Tag zu Tag wurde es schlimmer anstatt besser und ich wollte meine Tochter nicht mehr abgeben. Und je mehr ich selbst unsicher wurde umso mehr vermittelte ich meinem Kind das Gefühl „ich möchte dich gar nicht abgeben, ich möchte dich bei mir haben“ und umso mehr hat sie geweint!
Als Eltern wollen wir oft selbst nicht loslassen
Mir wurde klar: Ich muss vor allem auch mit mir selbst ins Reine kommen. Was möchte ich eigentlich selbst? Ist es mein Kind, das an mir festhält oder bin ich diejenige, die mein Kind nicht loslassen kann? Zum einen musste die KiTa-Betreuung sein, weil ich schließlich wieder zur Arbeit wollte und musste, zum anderen sollte meine Kleine auch die Möglichkeit haben, den sozialen Umgang mit anderen Kindern zu lernen und Freundschaften zu schließen.
Zuversicht und Sicherheit der Eltern erleichtern die Trennung
Es gab es nur noch einen Weg, die Trennung zu erleichtern: Ich musste meiner Tochter vermitteln, dass der Kindergarten etwas Tolles ist und es Spaß macht, dorthin zu gehen und mit den anderen Kindern zu spielen und Neues zu erleben. Ich habe viel mit ihr gesprochen und versucht ihr zu zeigen, dass ich selbst keine Sorge und Angst habe, sie abzugeben, sondern den Erzieherinnen voll vertraue. Ich habe ihr von den vielen schönen Sachen erzählt, die sie ausprobieren kann mit den anderen und sie mit einem Lächeln der Erzieherin übergeben. Das ist mir nicht immer so gut gelungen, oft habe ich ihr mit Tränen in den Augen Tschüss sagen wollen – doch je sicherer ich selbst war, desto leichter fiel es auch meiner Kleinen, mich gehen zu lassen.
Ein großer Schritt, der sich für alle lohnt
Was soll ich sagen – es hat schließlich funktioniert und in der letzten Phase der Eingewöhnung hat sie gar nicht mehr geweint. Im Gegenteil, sie hat sich gefreut auf ihren eigenen Spiel- und Erlebnisraum und mit Begeisterung am Ende des Tages uns Eltern viel zu erzählen gehabt. Das Loslassen ist eine schwierige Phase für Mama, Papa und Kind und zugleich ein ganz großer Schritt, den wir alle irgendwann machen müssen. Ich habe diesen Schritt gewagt und es hat sich gelohnt.
Die Artikel Autorin arbeitet in einer kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis.