Samstag, 20. September 2014

Wenn Kinder mit Todesfällen in der Familie nicht klar kommen kann Therapie helfen

Wenn Kinder mit dem Tod konfrontiert werden…

Wenn Kinder mit dem Tod konfrontiert werden..

Viele Eltern vermeiden es ihre Kinder mit Themen wie „Sterben und Tod“ zu konfrontieren. Dem Menschen begegnet der Tod allerdings von Anfang an, denn er gehört zum Leben dazu – sei es, dass man ein geliebtes Haustier verliert, die selbst gepflückten Blumen verwelken, man von einem lieb gewonnen Menschen Abschied nehmen muss oder in den Medien darüber berichtet wird. Kinder müssen diese Erfahrungen machen um den Tod als natürliches Ende im Leben anzusehen, zu verstehen und auch lernen im Ernstfall damit umgehen zu können. Erwachsene haben in der Regel bereits ein natürliches Trostverhalten und Verständnis zu diesem Thema entwickelt, was Kindern allerdings noch fehlt. Im Babyalter verstehen Kindern noch nicht, was der Tod überhaupt ist, sie sind aber dennoch in der Lage den Verlust zu empfinden. Vorschulkinder können schon eher verstehen, was es bedeutet, wenn vom Tod gesprochen wird. Oft ist der Tod für Kinder in diesem Alter eine Art Schlaf mit der Vorstellung, dass der Tote irgendwann zurückkommt. Kinder, die bereits im Grundschulalter sind, realisieren langsam, dass der Tod etwas endgültiges ist. Das sich das Verständnis der Kinder nun so weit entwickelt hat, dass sie die Realität verstehen und erkennen, heißt aber nicht, dass sie auch damit umgehen können. Wenn Kinder Erfahrungen mit diesem Thema sammeln, ist es wichtig, sie stets ernst zu nehmen, ihnen sachlich und behutsam die Situation zu erklären und ihnen offene Fragen ehrlich zu beantworten um ihnen so auch die Angst vor einem weiteren Verlust zu nehmen. Auch der Alltag sollte sich möglichst weitgehend nicht verändern. Den Kindern muss erklärt werden, dass der Körper des Verstorbenen ganz aufgehört hat zu funktionieren, der Tote also nicht mehr gehen, atmen, sprechen o.ä. kann und es wichtig ist nun auch zu zeigen, was man fühlt. In so einer Situation geraten Kinder jedoch meist in ein absolutes Gefühlschaos, was ihre kleine Seele überfordert. Sie sollten bei der Trauerbewältigung deshalb unterstützt werden und das Gefühl bekommen nicht alleine zu sein. Bei einem schweren Schicksalsschlag ist dies innerhalb der Familie allerdings oft sehr schwierig, sodass dann auch auf professionelle Hilfe zurückgegriffen werden sollte. Diese kann die Angehörigen entlasten und den Kindern das Thema „Tod“ auf einer anderen Ebene nahebringen.

Baum

Im vorherigen Blog “Wenn Kinder mit dem Tod konfrontiert werden..” wurde bereits darüber berichtet, dass Kinder ganz anders mit dem Tod umgehen und ihn ganz anders wahrnehmen, wie die Erwachsenen.
Wenn Kinder einen Verlust erleben, reagieren sie nicht nur mit offensichtlichen Gefühlen, sondern verändern auch ihr Verhalten. Wenn Erwachsene trauern, sind sie meist über einen längeren Zeitraum traurig. Kinder sind in ihren trauernden Gefühlen sehr wechselhaft und spontan – in einem Moment sind sie absolut glücklich und im nächsten zu Tode betrübt.
Genau dieser ständige Gefühlswechsel verwirrt die Erwachsenen und es führt dazu, dass Eltern sich Sorgen um Ihre Kinder machen. Die meisten Erwachsenen habe eine Vorstellung davon, wie die Trauer ihrer Kinder abläuft, doch Kinder fassen Ihre Trauer meist nicht in Worte, sondern zeigen sie durch ihr Verhalten – sie spielen, toben, schreien oder malen. Zudem unterscheiden Mädchen und Jungs sich in ihrem Trauerzustand.
Bei vielen Erwachsenen entsteht dann der Eindruck, als würde ihr Kinder gar nicht trauern oder würde sich mit dem Verlust sehr verändern. Sätze wie “So kenne ich mein Kind gar nicht..” sind in solchen Situationen nicht selten.
Es ist wichtig zu wissen, dass die wichtigste Form für den Ausdruck der Gefühle eines Kindes das Verhalten ist. Sie können plötzlich in sich gekehrt, ärgerlich, aggressiv oder traurig sein. Weinen gehört nicht unbedingt zum trauernden Verhalten eines Kindes dazu.
Kinder verändern ihre Gefühle laufend, sobald sie merken, dass ihnen diese Situation zu anstrengend wird oder sie überfordert, deshalb laufen sie im nächsten Moment vielleicht wieder lachend herum. Sie achten nicht wie der Erwachsene auf die Gesellschaft.
Ein Kind macht sich aber dennoch Gedanken um diese Situation und versucht ständig die Eltern zu schützen, Kinder ziehen sich deshalb auch gerne zurück und zeigen ihre Gefühlswelt nicht, um ihre Eltern nicht noch weiter zu belasten.
Oft kommen bei dem Kind auch Wut, Schuldgefühle, Erleichterung, Verleugnung und Angst hoch, eben, weil sie, je nach Alter, noch nicht verstehen können, wie der geliebte Mensch oder das Lieblingshaustier einfach von einem gehen konnte.
Diese Gefühle können sich auch in Einschlafschwierigkeiten, Aggressionen, Panikattacken, Konzentrationsmangel oder Verlustangst äußern.
Wenn Eltern in einer so schwierigen Situation das Gefühl haben, dass das Verhalten ihres Kindes sich sehr verändert oder das Kind ihnen etwas verschweigt, so ist es immer gut eine neutrale und professionelle Person, z.B. einen Therapeuten, aufzusuchen.
Für Kinder ist es oftmals leichter den Schmerz mit einer anderen Person, als den wahrscheinlich ebenfalls trauernden Eltern, die sie ja eigentlich schützen wollen, zu besprechen oder auch zu bespielen. Nicht alle Kinder wollen in so einer Situation reden, deswegen eignen sich hier auch ganz besonders Musik- und Kunsttherapien, die die Privatpraxis Herzberge anbietet – die Kinder können hier ihre Gefühle in Musik und Kunst ausdrücken, ohne großartig darüber sprechen zu müssen.
Bisher gibt es keinen eindeutigen Beleg darüber, wie wirksam therapeutische Interventionen und Prävention bei sogenannten Trauertherapien sein können, dennoch gibt es dem Kind das Gefühl eben nicht allein zu sein und die Eltern nicht weiter mit ihrer Gefühlswelt belasten zu müssen. Präventive Angebote können für Kinder insofern hilfreich sein, dass evtl. auch langfristige Folgen vermieden werden, denn Kinder werden im Leben noch oft Erfahrungen mit Krisen, Verlusten und weiteren Umbrüchen machen und unverarbeitete Gefühle werden bei dem Kind immer wieder eine Rolle spielen.
Man darf allerdings nie vergessen, dass jedes Kind bzw. jeder Mensch ein Individium ist, wo nicht vorhersehbar ist, wie er sich fühlen und wie er reagieren wird.
Alle Gefühle und Verhaltensänderungen sowohl beim Kind, als auch beim Erwachsenen sollte man stets ernst nehmen.

Trauer ist ein Prozess, der sich im Laufe verändert und Zeit bedarf.

Die Artikel-Autorin Julia Catrin Boese ist ausgebildete Lebens- und Sterbebegleiterin, sowie als Medizinische Fachangestellte in der Praxis beschäftigt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen