Wenn Zwänge den Alltag bestimmen
„Habe ich den Herd auch wirklich ausgeschalten?“
„Ist die Tür tatsächlich abgeschlossen?“
– die meisten Menschen kennen solche Gedanken. Vielleicht kontrollieren sie dann auch noch einmal, ob der Herd tatsächlich ausgeschalten oder die Tür wirklich abgeschlossen ist. Oder sie haben sogar kleine Rituale entwickelt und schließen beispielsweise jedes Mal beim Verlassen der Wohnung die Tür zwei Mal ab.
„Ist die Tür tatsächlich abgeschlossen?“
– die meisten Menschen kennen solche Gedanken. Vielleicht kontrollieren sie dann auch noch einmal, ob der Herd tatsächlich ausgeschalten oder die Tür wirklich abgeschlossen ist. Oder sie haben sogar kleine Rituale entwickelt und schließen beispielsweise jedes Mal beim Verlassen der Wohnung die Tür zwei Mal ab.
Erlebt eine Person jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg einen starken inneren Zwang, ganz bestimmte Gedanken immer wieder zu denken beziehungsweise bestimmte Handlungen immer wieder zu tun, so spricht man von einer Zwangserkrankung.
Zwangsgedanken sind Gedanken und Vorstellungen, die sich immer wieder aufdrängen und dabei als störend und belastend empfunden werden. Dabei ist es wiederum so, dass fast jeder Mensch solche unwillkürlichen Gedanken und Vorstellungen erlebt (Wenn ich Sie beispielsweise auffordere „Denken Sie nun auf keinen Fall an einen rosa Elefanten“, so werden Sie wahrscheinlich genau jetzt den Gedanken an einen rosa Elefanten haben) – Menschen mit einer Zwangserkrankung bewerten diese Gedanken und Vorstellungen jedoch anders, finden sie beispielsweise besonders schlimm und versuchen, sie zu unterdrücken. Dadurch wird den Gedanken jedoch mehr Bedeutung zugemessen, sie nehmen zu und es entsteht ein Teufelskreis.
Zwangshandlungen sind oft ritualartige, sich wiederholende Handlungen. Meistens werden Zwangshandlungen von Zwangsgedanken begleitet. Genauso wie die Zwangsgedanken werden auch die Zwangshandlungen als unsinnig oder zumindest übertrieben erlebt, aber gleichzeitig kann man sie auch nicht loswerden: Der Zwangsgedanke drängt sich gegen den eigenen Willen auf und löst Angst oder starkes Unwohlsein aus, was dann wiederum so quälend ist, dass oftmals die Zwangshandlung als Reaktion darauf ausgeführt wird, um die Anspannung wieder zu neutralisieren. Erst so kann wieder Erleichterung und das Gefühl von Sicherheit geschaffen werden. Die Zwänge werden so als übermächtig angesehen und bestimmen den Alltag.
Fallbeispiel:
Die 8-jährige Maria muss jeden Tag nach der Schule das gleiche Waschritual ausüben. Dabei ist sie über eine Stunde im Bad und wäscht sich nach einer festgelegten Ordnung. Danach muss ihre Mutter ihr versichern, dass nichts mehr an ihr schmutzig sei. Die Familie leidet darunter, da dieses Ritual auch das Familienleben stark einschränkt und Maria einen sehr hohen Verbrauch an Wasser und Seife hat. Dahinter steht Marias große Angst, sie könnte Keime und Schmutz aus der Schule mitbringen und sich und ihre Familie anstecken. Die Zwangshandlung Waschen wird also ausgeführt, um die Zwangsgedanken und dahinter stehenden Ängste zu beruhigen Im Verlauf einer Therapie konnte herausgefunden werden, dass Maria nach dem Tod ihrer Großmutter unter den Ängsten leidet, ihre Familie zu verlieren. Da sie sich in Bezug auf diese Ängste hilflos fühlte, entwickelte sich die Zwangserkrankung als Versuch, die Problematik auf eine andere Ebene zu verschieben, auf der Maria eine Lösung eher möglich scheint. Gleichzeitig schränken die Zwänge sie mehr und mehr in ihrem Denken und Handeln ein.
Die 8-jährige Maria muss jeden Tag nach der Schule das gleiche Waschritual ausüben. Dabei ist sie über eine Stunde im Bad und wäscht sich nach einer festgelegten Ordnung. Danach muss ihre Mutter ihr versichern, dass nichts mehr an ihr schmutzig sei. Die Familie leidet darunter, da dieses Ritual auch das Familienleben stark einschränkt und Maria einen sehr hohen Verbrauch an Wasser und Seife hat. Dahinter steht Marias große Angst, sie könnte Keime und Schmutz aus der Schule mitbringen und sich und ihre Familie anstecken. Die Zwangshandlung Waschen wird also ausgeführt, um die Zwangsgedanken und dahinter stehenden Ängste zu beruhigen Im Verlauf einer Therapie konnte herausgefunden werden, dass Maria nach dem Tod ihrer Großmutter unter den Ängsten leidet, ihre Familie zu verlieren. Da sie sich in Bezug auf diese Ängste hilflos fühlte, entwickelte sich die Zwangserkrankung als Versuch, die Problematik auf eine andere Ebene zu verschieben, auf der Maria eine Lösung eher möglich scheint. Gleichzeitig schränken die Zwänge sie mehr und mehr in ihrem Denken und Handeln ein.
Zwangserkrankungen gehören zu den häufigeren Störungen in Deutschland und oft treten Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen erstmals im Kindesalter auf. Oft führt die Störung zu einer starken Beeinträchtigung der betroffenen Kinder und Jugendlichen (beispielsweise auch durch einen sozialen Rückzug oder Verschlechterungen der schulischen Leistungen) und auch ihre Familien leiden sehr darunter. Da die Zwänge das Leben der Kinder und Jugendlichen teilweise sehr stark beherrschen, können sie sogar aggressives Verhalten zeigen, wenn die Zwänge nicht ausgeführt werden können. Allerdings dauert es häufig mehrere Jahre, bis professionelle Unterstützung gesucht und in Anspruch genommen wird, da die Zwänge oft sehr schambehaftet sind (die Betroffenen und ihre Familien haben oftmals die Befürchtung, dass die Zwänge von Außenstehenden als total unnachvollziehbar und verrückt empfunden werden) und versteckt werden. Durch eine Psychotherapie gibt es jedoch gute Chancen, eine Zwangserkrankung wieder in den Griff zu bekommen – und je früher damit begonnen wird, desto besser.
Quelle: Simons, M.: `Zwangsstörung´ in: Schneider S. u. Margraf J. (Hrsg): `Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 3: Störungen im Kindes- und Jugendalter´, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2009.